Laut der 4. Auflage der “Urteilsbildung in der Fahreignungsbegutachtung – Beurteilungskriterien” dürfen nur bestimmte Ärzte einen Abstinenznachweis durchführen. Somit darf nicht jeder beliebige Hausarzt einen Abstinenznachweis für Patienten und MPU-Teilnehmer ausstellen.
Doch welche Ärzte dürfen dies? Dazu gehören Ärzte mit der Gebietsbezeichnung Rechtsmedizin und Ärzte oder Toxikologen an einem im forensischen Bereich akkreditierten Labor.
Hausärzte und die meisten Fachärzte dürfen einen Abstinenznachweis zwar selbst nicht durchführen, können Betroffenen aber beratend zur Seite stehen und geeignete fachkundige Stellen in der Stadt oder der Region empfehlen.
Wer einen Abstinenznachweis benötigt, kann sich am besten an das Gesundheitsamt oder an Einrichtungen wie den TÜV oder die DEKRA wenden. Darüber hinaus sind rechtsmedizinische Institute für die Durchführung eines Abstinenznachweises geeignet.
Die einfachste Lösung: Fragen Sie Ihren Hausarzt, ob er qualifiziert ist, ein Abstinenzprogramm für eine MPU-Teilnahme durchzuführen. Dann haben Sie Gewissheit.
MPU Betroffener enthüllt, wie der MPU Psychologe denkt:
Übrigens: Wie wichtig die Vorbereitung auf die MPU ist, zeigen die Studienergebnisse einer Erhebung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt):
- Lediglich 37,1% der nicht vorbereiteten MPU Teilnehmer bestehen.
- Dagegen bestehen 81% der MPU Teilnehmer, die sich im Vorfeld der MPU einer Vorbereitung unterzogen haben.
Welche Arten von Abstinenznachweisen stehen zur Verfügung?
Haaranalysen
Es gibt zwei Arten von Haaranalysen, die verwendet werden können, um Abstinenznachweise zu erbringen.
- Die erste ist eine Haaranalyse auf EtG (Alkohol), bei der Haarsegmente bis zu 3,0 cm am Kopf untersucht werden. Um ein Jahr Alkoholabstinenz nachzuweisen, sind vier Haaranalysen erforderlich.
- Die zweite Art von Haaranalyse ist eine Haaranalyse auf Drogen, bei der Haarsegmente bis zu 6,0 cm am Kopf untersucht werden. Um ein Jahr Drogenabstinenz nachzuweisen, sind zwei Haaranalysen erforderlich. Bei vorhersehbarer längerer Abwesenheit/Verhinderung kann eine ergänzende Haaranalyse zur Überbrückung durchgeführt werden.
Beide Arten von Haaranalysen erfordern ungefärbtes, unbehandeltes und ungekämmtes Kopfhaar, das mindestens 1 cm lang ist.
Die Kosten für eine Haaranalyse betragen je nach Untersuchungsstelle etwa 250 €.
Urinproben
Beim Urinscreening muss eine kleine Menge Urin, etwa 20 bis 30ml, in einen Becher gegeben werden. Es ist darauf zu achten, dass man am Tag der Urinabgabe und auch am Tag davor nicht zu viel Wasser trinkt, da dadurch die Urinprobe verwässert und dadurch nicht verwertbar sein kann.
Wenn die Probe verwässert ist, müssen Sie ein neues Screening-Programm beginnen.
Vor der Abgabe der Probe melden Sie sich an und weisen sich aus. Anschließend werden Sie in eine Toilette geführt, in der Sie dann unter Aufsicht Ihren Urin in einen Messbecher geben. Nachdem Sie die Probe abgegeben haben, bestätigen Sie noch mit Ihrer Unterschrift.
Bei Abgabe von Urinproben, die zweimal in Folge einen Kreatinin-Wert unterhalb von 0,2 g/l aufweisen, muss das Programm abgebrochen werden.
Wann Urinprobe, wann Haaranalyse?
Als grobe Faustregel gilt:
- Der Abstinenznachweis via Urinprobe kommt für alle in Frage, die erst seit kurzem Abstinent sind und gleichzeitig für spontane Urinproben regelmäßig zur Verfügung stehen können
- Der Abstinenznachweis via Haaranalyse kommt für alle in Frage, die bereits längere Zeit abstinent sind und weniger flexibel hinsichtlich der Probenentnahme sind
Wann ist ein Abstinenznachweis nötig?
Ein Abstinenznachweis ist in folgenden Fällen nötig:
- Wenn eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) wegen Alkohol oder Drogen auferlegt wird,
- bei wiederholten Alkoholdelikten oder
- wenn man mit mehr als 2,0 Promille aufgefallen ist.
Die Alternative zur Abstinenz ist das sog. “Kontrollierte Trinken“, das ein Trinktagebuch erfordert.
FAQs
Was ist ein Abstinenznachweis?
Ein Abstinenznachweis ist ein wichtiger Bestandteil einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU), die oft bei Verdacht auf Alkohol- oder Drogenkonsum angeordnet wird. Er dient dazu, zu bestätigen, dass jemand während eines bestimmten Zeitraums keine illegalen Drogen konsumiert hat. Der Abstinenznachweis wird in der Regel durch eine Urinprobe oder eine Haaranalyse erbracht und von einem offiziell registrierten Arzt unterschrieben.
Wie bereite ich mich am besten auf einen Abstinenz?
Um ein erfolgreiches Abstinenzprogramm durchzuführen, ist es wichtig, sich vorher gut vorzubereiten. In unserem Ratgeber oben erläutern wir wichtige Aspekte.
Wann wird ein Abstinenznachweis benötigt?
Zum Beispiel kann dies der Fall sein, wenn der Betreffende wegen Alkohol oder Drogen auffällig geworden ist, wenn er mehr als 2,0 Promille aufgefallen ist oder wenn er wiederholt alkoholbedingte Delikte begangen hat. In einigen Fällen kann ein Arbeitgeber auch einen Abstinenznachweis verlangen, um sicherzustellen, dass der Arbeitnehmer keine Drogen oder Alkohol konsumiert.
Welche Tests werden für einen Abstinenznachweis durchgeführt?
Die Teilnahme an einem Abstinenzkontrollprogramm kann mittels Haaranalyse oder Urinprobe nachgewiesen werden.
Welche Untersuchungen muss man beim Hausarzt machen, um einen Abstinenznachweis zu erhalten?
Um einen Abstinenznachweis beim Hausarzt zu erhalten, sollte man sich zunächst mit seinem Hausarzt darüber sprechen, ob er überhaupt ein Abstinenzkontrollprogramm begleiten darf. Ist dies der Fall, so kann Sie der Arzt in den Monaten der Abstinenz kontrollieren und begleiten.
Wie lange muss man abstinent sein, um einen Abstinenznachweis zu erhalten?
Um einen Abstinenznachweis zu erhalten, müssen Sie je nach Situation ein paar Monate bis zu einem Jahr abstinent sein. Bei Drogendelikten und einer damit verbundenen MPU müssen Sie i. d. R. 12 Monate Abstinenz nachweisen. Bei Alkoholdelikten sind es oft 6 Monate, in schweren Fällen 12 Monate.
Wie lange ist der Abstinenznachweis gültig?
Der Abstinenznachweis ist in der Regel vier Monate gültig, daher ist es empfehlenswert, direkt nach Abschluss des Abstinenzkontrollprogrammes den Termin für die MPU zu vereinbaren.